Der November zeigt sich an diesem Tag grau und verregnet. Der erste Advent steht vor der Tür, es wird also dringend Zeit ein paar vorweihnachtliche Gefühle zu entfachen. So kommt der Besuch auf dem weihnachtlich geschmückten Wilkenshoff in Ochtmannsbruch bei Hollenstedt, eingerahmt von alten ehrwürdigen Bäumen, genau richtig.
Überall glitzert es als ich den kleinen Adventsmarkt betrete. Seit 11 Uhr ist die stimmungsvolle Veranstaltung, natürlich unter 2G Regeln, geöffnet. Eine große Feuerschale strahlt pure Gemütlichkeit aus und ist Dreh- und Angelpunkt für Kinder, die über der Flamme Stockbrot backen. Rundherum werden Kunsthandwerk, Obst und Gemüse sowie hausgemachte Leckereien angeboten. Das Hofcafe hält Kuchen und heiße Getränke bereit. Wir stöbern etwas durch das Angebot, bevor wir Hofchefin Ulrike Cohrs treffen.
An allen Adventswochenenden verwandelt sich der Wilkenshoff in ein vorweihnachtliches Bullerbü. Unter dem Motto „Tannenbaumschlagen – op’n Wilkenshoff“ werden nicht nur Tannenbäume angeboten, sondern auch Kaffee, Kuchen, Glühwein, Bratwurst und Suppe sowie ein schönes vorweihnachtliches Rahmenprogramm.
Vor dem Obst- und Gemüsestand treffen wir, mit einer Tasse Apfelpunsch in der Hand, auf Ulrike Cohrs. Sie führt den traditionsreichen Wilkenshoff bereits in der 13 Generation. „Ich war erst 18 Jahre alt, als ich den Hof übernommen habe, rückblickend tatsächlich wohl sehr jung“, schmunzelt sie bei der Begrüßung. Ihr war schon sehr früh klar, dass „Landwirtschaft“ ihr Ding ist. „Für mich liegt die Zukunft in der ökologischen Landwirtschaft. Unsere Reise zum Biobauernhof begann daher bereits in den 90er Jahren. Im Jahr 2000 war es dann so weit. Seit 2016 sind wir sogar nach Bioland Norm zertifiziert“, erklärt Ulrike.
Ulrike steht nicht nur hinter der nachhaltigen Bewirtschaftung, sie liebt ihren Hof und das ist bei jedem Wort deutlich zu spüren. Wir sind neugierig und wollen mehr vom Hof sehen und vor allen Dingen auch ein paar Hofbewohner treffen.
So führt uns der erste Weg in den Schweinestall. Neugierig wandern die Rüssel der Bewohner in unsere Richtung. Besonders die beiden Wollschweine finden an unserem Besuch großen Gefallen. „Die beiden lieben es, gekrault zu werden“, weiß Ulrike zu berichten. So lasse ich es mir natürlich nicht nehmen und kratze den beiden ein wenig die Schwarte. Grunzend genießen die zwei die Streicheleinheiten. Etwas zurückhaltender sind die „Bentheimer Bunten“. Neugierig zuckt zwar der Rüssel, doch streicheln lassen wollen sie sich nicht.
Schweine gehören seit meiner frühsten Kindheit zu meinen besonderen Lieblingen, daher kann ich mich auch nur schwer von den reizenden Borstentieren trennen.
Nur wenige Schritte entfernt warten bereits die nächsten Bewohner. Mit großen hübschen Augen blicken sie neugierig rüber, als wir vorm Stall auftauchen. Doch so richtig interessieren sich die Charolais- und Welsh-Black-Rinder nicht für uns. Die Kälber verstecken sich dementsprechend auch lieber in den hinteren Reihen.
Anders sieht es da schon bei den beiden Bullen Theo und Heinrich aus. Sie lassen sich sehr zutraulich von uns streicheln und massieren.
Mit einem Abstecher in die Kartoffelhalle gehts schließlich rüber zu Pferdestall und Koppel. Hier zeigt sich auch eine idyllische Streuobstwiese. Eine kleine Bank lädt an sonnigen Tagen zu entspannten Pausen ein. Eines der Pferde kommt zu uns rüber und genießt die Streicheleinheiten deutlich.
Der Wilkenshoff ist seit 2004 Mitgründer des „Boomgardenvereins“. Das Ziel ist es alte Obstsorten zu erhalten und zu verbreiten.
Gleich gegenüber liegt der große Gemüsegarten sowie der Hühnerauslauf, samt mobiler Hühnerhäuschen. Gackernd werden wir begrüßt und auf unserem Weg durch den Gemüsegarten wachsam beäugt und begleitet. Im hinteren Teil des Gemüsegartens befinden sich Gewächshäuser und eine kleine Gemüsewasch- und Packstraße.
Abonnenten der Gemüse-Kiste – die gibt es übrigens in zwei unterschiedlichen Größen – erhalten jede Woche eine bunte Vielfalt verschiedener Gemüsesorten.
Seit 2008 gehört auch der Bauernhofkindergarten zuerst mit einer Gruppe zum Wilkenshoff. Seit 2018 zählen drei Gruppen und mehr als 40 Kinder, und auch eine kleine Hühnertruppe zur Familie des Kindergartens. Die Kinder verbringen ihre Zeit dabei übrigens nicht nur auf dem abenteuerlichen Natur-Spielplatz oder im denkmalgeschütztem Fachwerkhaus sondern auch zwischen Stall und Gemüsebeet.
Hinter dem Bauernhofkindergarten entdecken wir einen Lehmofen, der bei diesem trüben Wetter für ein wenig kuschelige Wärme sorgt. „Im Erleben von Tieren und der Natur erfahren die Kinder sich und ihre Umwelt unmittelbar. Sie können ein Bewusstsein für die Abläufe der Natur entwickeln und lernen Verantwortung für sich und ihr Umfeld zu übernehmen. Diese sinnenhafte Tätigkeit stärkt wiederum das Selbstbewusstsein und Urvertrauen“, erklärt Ulrike in der heimeligen feuerknisternden Atmosphäre.
Bundesweit gibt es wohl aktuell nur rund zehn Kindergärten, die dauerhaft auf einem landwirtschaftlichen Betrieb angesiedelt sind.
Angeschlossen an den Neubau der Kinderkrippe ist auch das gemütliche Hofcafe samt Hofladen. Geleitet wird das kulinarische Herz auf dem Wilkenshoff, mit Platz für bis zu 25 Personen, vom Küchenteam rund um Sebastian Junge aus dem Hamburger Bio-Spitzenrestaurant „Wolfs Junge“. Auch die hofeigene Eventlocation auf der ehemaligen Diele des Bauernhauses, für Veranstaltungen bis zu 80 Personen, wird kulinarisch von Sebastian Junge versorgt und bekocht.
„Unser Gastronomie-Konzept ist eine Herzensangelegenheit. Es vereint Idylle, familiäre Atmosphäre, traditionelles Handwerk und vor allen Dingen auch unsere Liebe zu ökologischen und regionalen Lebensmitteln. Genau das schmecken und fühlen unsere Gäste auch“, fasst Ulrike Cohrs zusammen.
Öffnungszeiten Hofcafe: Freitag bis Sonntag von 9 Uhr bis 17 Uhr – Kontakt & Reservierungen: +49 (0) 4165 – 218 63 25
Unsere kleine Hofführung endet pünktlich zum Konzerteinlass mit einem Apfelpunsch auf der Diele – der besonderen Eventlocation auf dem Wilkenshoff. Zum Abschluss des Tages findet auf der Diele eine stimmungsvolle musikalische Darbietung statt.
„Der Wilkenshoff ist ein Ort zum Erleben und Anfassen. Zukünftig möchten wir daher unsere Diele regelmäßig für kleine Konzerte und Lesungen nutzen. Die Termine veröffentlichen wir auf unserer Webseite und über unsere Social-Media-Kanäle. Tickets können vorab online bei TixforGigs.com gekauft werden“, erläutert Ulrike. „Tag für Tag arbeiten wir daran, hier einen wunderschönen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen wohlfühlen und an dem Tiere und Natur wertgeschätzt werden“, fasst Ulrike Cohrs noch einmal das Hofgeschehen für mich zusammen.
Es ist längst dunkel als ich den Wilkenshoff wieder verlasse. Die weihnachtliche Beleuchtung kommt in der Dunkelheit natürlich noch einmal richtig zur Geltung. Ich trete beschwingt und inspiriert den Heimweg an. Insgesamt hat mich der Wilkenshoff samt aller Bewohner und Mitwirkenden überzeugt. Die Motivation, Begeisterung und Liebe für die Arbeit auf dem Hof ist allen deutlich anzumerken. Geboten wird eine vielfältige Biolandwirtschaft und für die Tiere ein artgerechtes Zuhause.
Wilkenshoff – Kampweg 2, 21279 Hollenstedt Ochtmannsbruch – Tel. 04165 / 2186324 (Büro) – Mobil: 0151 / 12 55 65 15 – Mail: info@wilkenshoff.de
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Wer übrigens selber (s)einen Weihnachtbaum oder auch andere Bäume effektiv stutzen und fällen möchte, dem hilft eine gut funktionierende Motorsäge! Schon gewußt: Bei uns können Husqvarna Motorsägen kostenfrei einen Tag getestet werden!