Hofgemeinschaft Arpshof: Mehr als landwirtschaftliche Vielfalt -

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Hofgemeinschaft Arpshof: Mehr als landwirtschaftliche Vielfalt

Mit den ersten sonnigen Frühlingsboten zog es uns mal wieder auf einen Hofbesuch zu einem unserer langjährigen Kunden. Unser Ziel war der Arpshof in Diersdorf bei Hollenstedt, am Rande der Lüneburger Heide, nur rund 35 Kilometer vom Hamburger Stadtzentrum entfernt.

Beim Arpshof handelt es sich um einen Hof nach Demeter Richtlinien, der darüber hinaus, als landwirtschaftliches Gemeinschaftsprojekt betrieben wird. Wie so etwas genau aussieht und funktioniert, möchten wir euch heute mal genauer vorstellen!

Esel auf dem Arpshof

Erlebnis Arpshof: Von Landwirtschaft bis Pädagogik

Der Arpshof wirtschaftet bereits seit 1985 nach Demeter Richtlinien. Vor über 35 Jahren war diese Haltung sicherlich noch sehr exotisch. Sie wurde nicht nur vielerorts belächelt sondern tatsächlich sogar argwöhnisch betrachtet.

Das Angebot und auch die Gemeinschaft auf dem Arpshof hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. Heute wird der Hof nicht nur nach Demeter Richtlinien betrieben, es wird auch eine bunte Vielfalt geboten: Landwirtschaft, Gartenbau, Kultur, traditionelle Backkunst, Hofladen, pädagogische Arbeit mit Schulen und Kindergärten und sogar Möglichkeiten zur Übernachtung sind vorhanden.

Unser Tag auf dem Arpshof

An einem noch recht frischen aber sonnigen Vormittag treffen wir auf dem Arpshof ein. Bevor wir uns mit Ulrich von Bonin treffen, betreten wir den doch recht großen Hofladen auf dem Arpshof.

Der Hofladen

Wir stöbern ein wenig durch die Regale und Auslageflächen des Hofladens auf 150 Quadratmetern. Zum Angebot gehören verschiedene Demeter Produkte, Biolebensmittel und Brot aus der hofeigenen Backstube. Doch auch Gemüse aus den eigenen Gärten, Heidekartoffeln, Fleisch und Wurst aus eigener Produktion und Saft aus eigenem Obstanbau werden angeboten.

Zum Hofladen, betrieben von Jan Timm, gehört auch ein kleines Hofcafe. Für Übernachtungsgäste wird hier auf Wunsch das Frühstück serviert.

Hofladen Arpshof

Blick in die Backstube

Auf einer Terrasse zwischen Hofladen und Backstube treffen wir schließlich auf Ulrich von Bonin. Er ist für die Landwirtschaft und die Backstube auf dem Arpshof verantwortlich. Schnell ist zu merken, Ulrich von Bonin mag das Landleben und er steht voll und ganz hinter einer nachhaltigen Hofbewirtschaftung. „Ich bin bereits auf einem kleinen Demeterhof in Norddeutschland aufgewachsen. Mein Vater war damals schon der Meinung, wir müssen wertschätzender mit Dingen umgehen“, erklärt er uns. Gemeinsam führt uns der Weg im Anschluss in die urige Backstube. Auch wenn hier gerade nicht gebacken wird, duftet es leicht nach Brot und Brötchen aus dem urigen Holzofen. Das Getreide für die Brote, geprägt durch unsere norddeutschen Böden, stammt selbstverständlich auch direkt vom Arpshof.

Tierische Begegnungen

Weiter führt uns der Weg über den Hof zu den Ställen. Als erstes statten wir den Kühen einen Besuch hab. Neugierig beäugen sie uns, als wir begeistert den traditionellen Stall betreten. Heu und Stroh dominieren hier das Bild und es ist deutlich zu merken, dass es den Kühen in dieser Atmosphäre gefällt. „Alle unsere Kühe haben einen ganz eigenen Charakter. Einige sehr schüchtern und andere Tiere wiederum sogar total verkuschelt“, grinst Ulrich uns an, als wir nur kurz äußern, ob hier denn auch Kuhkuscheln erlaubt ist.

Der Mist der Kühe kommt übrigens beim Anbau der Kartoffeln und des Getreides auf dem Arpshof zum Einsatz.

Kuhstall Demeter Hof

Vom Kuhstall in den Schweinepalast

Wir verlassen den Kuhstall um den Schweinepalast, wie er liebevoll auf dem Arpshof genannt wird, anzusteuern. Auf die „Steckdosen-Nasen“ freuen wir uns besonders. Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meiner Großeltern war ich als Kind oft im Schweinestall anzutreffen, wenn man meinen Großeltern glauben darf. Auch der Schweinestall auf dem Arpshof erinnert mich sehr an den Stall auf dem Hof meiner Großeltern. Hier tummeln sich im Innen- und Aussenbereich 30 – 40 Schweine. Während sie draussen zum Teil genüsslich wühlen, relaxen sie im Inneren auf bequemen Strohlagern.

So richtig interessieren sie sich nicht für uns, bis auf ein bis zwei Exemplare, die neugierig ihre Steckdosennasen in unsere Richtung rüsseln. Stinken tut es in diesem Stall übrigens auch nicht, vom Geruch fühle ich mich ebenso an die Kindheit bei den Großeltern erinnert.

Über unseren Köpfen ziehen ein paar Vögel ihre Bahnen unter dem Stalldach. Sie haben sich hier häuslich eingerichtet und sich Nester im Stall gebaut. Ein wahrlich buntes, ja fast idyllisches Treiben.

Schweine Arpshof

Visite im mobilen Hühnerstall

Weiter führt unsere kleine Hofsafari rüber zu den Hühnern. Die rund 1.900 Hennen und 40 Hähne leben in und um zwei mobile Hühnerställe. Die Ställe wurde auf Kufen gebaut, um sie einfach ziehend versetzen zu können. Auf diese Weise erfolgt die Abweidung schonend und das Federvieh ist immer auf frischem Grün unterwegs. Auch die gefiederten Damen und Herren sind sehr neugierig als wir ihnen einen Besuch abstatten. Zum Teil sind sie auch sehr kuschelig und anhänglich – wir streicheln sie, ihr Federkleid glänzt richtig und fühlt sich tatsächlich ganz weich an.

Neben Kühen, Schweinen und Hühnern leben auch Gänse, Esel, Katzen und Schafe auf dem Arpshof. Auch ihnen statten wir natürlich noch einen Besuch ab.

Huehnermobil Arpshof

Ab in den Garten oder aufs Feld

Auf dem Rückweg spazieren wir an Gewächshäusern, Beeten und hübschen Streuobstwiesen vorbei, denn auch Garten- und Obstanbau spielen auf dem Arpshof eine wichtige Rolle. „Etwa sieben Hektar werden auf dem Hof nach den Richtlinien des Demeterverbandes bewirtschaftet. Je nach Jahreszeit sind bis zu fünf Menschen damit beschäftigt, den Boden zu bearbeiten, zu säen, pflanzen, pflegen und schlußendlich auch zu ernten“, erklärt uns Ulrich.

Wer mag, kann auf dem Arpshof übrigens auch ein eigenes Beet mieten (von Anfang Mai bis Ende Oktober; Kosten: ca. 200 Euro pro Parzelle – ca. 50 Quadratmeter), um Kräuter und Gemüse anzupflanzen.

Vermarktet werden Gemüse und Kräuter über den eigenen Hofladen und zum Teil auch über regionale Einzel- und Großhändler. Der Anbau von Obst auf dem Hof dient in erster Linie allerdings nicht dem Erwerbsbetrieb sondern ist sogenannter landschaftsgestalteter Zuerwerb. Die Streuobstwiesen auf dem Arpshof, die auch gleichzeitig als Schaf-, Gänse und Hühnerweide genutzt werden, umfassen ganz unterschiedliche und vielfältige Sorten.

Derzeit wachsen rund 55 verschiedene Apfelsorten auf dem Hof. Der Ertrag wird in einer kleinen Mosterei schonend zu Saft verarbeitet und ebenfalls im Hofladen verkauft.

Lust im Oktober bei der Mostobsternte auf dem Arpshof zu helfen?
Der Arpshof freut sich über das Interesse und die Mithilfe!

Zusätzlich werden rund 50 Hektar Ackerland auf dem Arpshof bewirtschaftet. In einer fünfjährigen Fruchtfolge werden Dinkel, Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Triticale, Lupinen und Kartoffeln angebaut.

Während der Schwerpunkt tatsächlich auf dem Anbau von Heidekartoffeln für den Verkauf gelegt wird, so dient ein großer Teil des Getreides eher als Futter für die Tiere auf dem Hof. Erst relativ kurz wird außerdem ein Blühstreifenprogramm auf dem Arpshof betrieben, bestehend aus einem Mix aus Sonnenblumen, Phacelia und Ölrettich.

Streuobstwiese Arpshof

Die Sache mit der Biodiversität

Auf dem Arpshof wird gesund und nachhaltig nach Demeter-Richtlinien angebaut und Saatgut vermehrt. Für den Anbau wird fast ausschließlich auf samenfeste Sorten zurückgegriffen, auch um die ökologische Saatzucht-Initiative zu stützen. Jungpflanzen werden daher auch torffrei in eigens erzeugter Komposterde gezüchtet, um Moore zu schützen. Insgesamt wird Saatgut für 25 Gemüse-, Blumen- und Wildpflanzen, auch im Auftrag, erzeugt.

„Es ist wichtig, die Bodenfruchtbarkeit auch für die Zukunft zu erhalten. Wir nutzen daher Gründüngung und fördern eine artenreiche und ausgleichende Umwelt und damit auch die Regulierung des Schädlingsdrucks. In unserem Garten finden sich darum Hecken, Grünstreifen, Steinhaufen und Totholzbereiche. Durch all unsere Maßnahmen wird nicht nur Lebensraum geboten, sondern der Humusgehalt gehoben, Nektar und Pollen gespendet und Boden gedüngt“, fasst Ulrich von Bonin für uns zusammen.

Demeter Hof

Eine Nacht im Zirkuswagen

Seit ein paar Jahren haben Besucher und Gäste auf dem Arpshof auch die Möglichkeit in einem der nostalgischen Zirkuswagen zu übernachten. Es waren wohl schon Gäste aus Australien, Frankreich, Russland, Dänemark und vielen anderen Ländern zu Gast. Doch auch bei Bewohnern aus der Region erfreuen sich die Zirkuswagen großer Beliebtheit. Kein Wunder, denn ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten liegen voll im Trend.

Doch sind die Zirkuswagen nicht die einzige Möglichkeit auf dem Arpshof zu schlafen. Wer mag, kann auch sein Zelt aufschlagen. Dieses Angebot nehmen z.B. nicht nur die Teilzeitgärtner der Mietbeete gern in Anspruch oder die Wanderer und Radler auf der Durchreise. Sogar Pfadfinderlager fanden bereits auf dem Arpshof statt.

Schlafen im Zirkuswagen

Lust dem Arpshof einen Besuch abzustatten?

Bevor wir den Hof wieder verlassen haben, starteten wir natürlich noch einen größeren Einkauf im Hofladen. Mit reichhaltiger „Beute“ ging es dann zurück an den Schreibtisch. Irgendwie fühlt sich so ein Hofbesuch gerade in ungewöhnlichen Zeiten wie diesen wie ein kleiner Urlaub an.

Für alle die, die jetzt einfach selber auf Entdeckertour gehen und dem Arpshof einen Besuch abstatten möchten, haben wir sämtliche Kontaktinformationen nachfolgend zusammengefasst:

Hofgemeinschaft Arpshof
Am Schulberg 6
21279 Wenzendorf OT Diersdorf
www.arsphof.de

Arpshof Laden auf Facebook

Mithilfe bei der Mostobstsammlung/Ernte & Übernachtung im Zirkuswagen:
Mail: uli-arsphof@web.de
Tel. +49 (0) 171 3723 703

Garten / Beet mieten
Petra Schulze +49 (0) 157 3485 4610
Uli Hochstadt +49 (0) 171 3723 703

Arpshof Bildung zu biologischer Land- und Ernährungswirtschaft
Mail: bildung@arpshof.de
Tel. +49 (0) 4165 2247 656

Informiert und verhaltet euch bitte immer entsprechend den aktuellen Corona-Richtlinien!

Wer schreibt denn hier?

Tanja Klindworth

Moin, ich bin Tanja - Bloggerin, eine echte norddeutsche Deern und zweifellos ein absolut überzeugtes Kind vom Land. Ich liebe das Landleben! Für Meyer Agrartechnik gehe ich regelmäßig auf landwirtschaftliche Erkundungstouren und schaue hinter die Kulissen des Unternehmens. Über meine Erlebnisse, Eindrücke und Entdeckungen berichte ich auf Meyers Agrarblog.